Testbericht
für mich auf jeden Fall! Ich besitze schon seit einigen Jahren eine Honda NTV 650 "Revere" und bin nach wie vor hochzufrieden. Gekauft habe ich sie noch während meiner Fahrschulzeit und das Risiko, nie eine Probefahrt gemacht zu haben, habe ich glücklicherweise nicht bereut. Es handelt sich dabei um ein 1990er Baujahr in rot-metallic mit einer Voth-Lenkerverkleidung incl. Doppelscheinwerfern und einem Motorspoiler. Das Maschinchen hatte damals 42.000 Kilometer auf dem Buckel und sah aus, als käme sie aus dem Laden. Ganze 3.300 DM habe ich für das neun Jahre alte Motorrad bezahlt.
Aber nun erstmal zu den technischen Daten, die ich teilweise aus dem Gebrachtkaktalog der Zeitschrift Mopped habe (in Klammern meine eigenen Erfahrungswerte):
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor
Hubraum: 647 ccm
37 kW/50 PS bei 7.500 U/m
(andere Varianten: 27, 34, 53, 57, 61 PS)
Vergaser
kontaklose Zündung
Doppelzünder (4 Zündkerzen, da 2 Einlaßventile und ein Auslaßventil pro Zylinder)
Fünfganggetriebe
Endantrieb: Kardan, in die Einarmschwinge integriert
Brückenrahmen aus Sechskantprofilrohr
Telegabel vorne
zentrales Federbein hinten
Vorn und hinten Einscheibenbremsen
Reifen vorn: 110/80 H17
Reifen hinten: 150/70 H 17
Gewicht: 212 kg
Tankinhalt 19 Liter
0 - 100 km/h: 6,3 s (50 PS)
Höchstgeschwindigkeit 172 km/h (Tacho 175 km/h bei 50 PS)
Verbrauch 6,2 Liter/100 km (5,8 l/100 km)
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Wartung und Pflege:
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Für mich als absoluten Laienschrauber und Menschen, der lieber fährt als schraubt und putzt, war ein wartungsarmes und zuverlässiges Motorrad das absolut wichtigste. Schnell war die "Revere" in der engeren Auswahl, denn der Kardan erspart einem das Kettenschmieren. Test- und Erfahrungsberichte, die dem Motorrad gute 100.000 Kilometer Lebensdauer ohne Schraubereien attestieren, taten ein übriges. Nun fahre ich regelmäßig einmal im Jahr in die Werkstatt und lasse eine Frühjahrsinspektion machen. Bis auf die üblichen Kontrollen von Motoröl, Wasser, Kardanöl, Bremsen und Reifen war es das dann auch schon mit Wartungsaufwand für mich. Blöderweise muß aber für einen Zündkerzenwechsel der Tank abgebaut werden, da sich die Zylinderköpfe unter dem Spritfaß bzw. hinter dem Rahmen verstecken.
Da Chromteile Mangelware sind und der Motor ein Aluminium-Außengehäuse hat sind lange Putzorgien passé. Meine Frau meckert immer, dass ich als erster fertig bin und mir schon ein Jever Dark gönne...
Als kleiner Beweis der Zuverlässigkeit: Londoner Motorradkuriere setzen die NTV sehr häufig und auch heute noch als wendiges Großstadtmotorrad ein. Anfang der neunziger Jahre hat es in der englischen Metropole eine richtige NTV-Invasion gegeben. Ich konnte mich dieses Jahr davon überzeugen, dass immer noch eine große Zahl dieser Moppeds dort unterwegs sind.
Reparaturen:
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Die üblichen Verschleißteile wie Reifen, Bremsbeläge, Zündkerzen usw. möchte ich hier nicht aufzählen, denn die fallen bei jedem Motorrad an und deren Abnutzung ist auch sehr vom persönlichen Fahrstil abhängig. Die einzige größere Reparatur, die ich in den letzten dreieinhalb Jahren hatte, war der Austausch des Lenkkopflagers, die aber noch zu Lasten des Vorbesitzers (nicht gerade ein Leichtgewicht, daher wohl...) ging.
Vor der Fahrt:
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Das verstellbare zentrale Federbein ist einfach und komfortabel auf die jeweiligen Bedürfnisse einzustellen. Ein griffiges und leichtgängiges Drehrad mit angebrachten Markierungen lässt eine schnelle Einstellung z. B. für den Soziusbetrieb in Sekundenschnelle zu. Man muß sich nur die vorige Markierung merken und wenn man(n) oder frau den Fahrgast abgeliefert hat, ist es schnell wieder zurückgestellt. Das Öl wird mittels eines sehr leicht zu erreichenden Peilstabes kontrolliert. Ein Manko ist das Prüfen des Kühlmittels: Der milchigweiße Plastiktank lässt nur ansatzweise erahnen, ob noch ausreichend Wasser vorhanden ist. Für das Überprüfen des Kardanöls ist ein Schraubenschlüssel erforderlich. Das sollte man sowieso selten machen, denn sonst leidet der Dichtring des Verschlusses. Luftdruck prüfen und verändern ist Dank der Einarmschwinge und der Einscheibenbremsen kein großes Problem, denn die Ventile sind sehr gut erreichbar.
Aufsitzen:
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Aufgrund der geringen Sitzhöhe ist die NTV gerade für kurzbeinige Treiber hervorragend geeignet. Sie ist zwar als Naked Tourer V2 (aha, da kommt das NTV her) für eine gerade Sitzhaltung konzipiert, aber unterhalb des Gürtel verwandelt sie sich sich durch die stark angewinkelten Beine in einen Sportler. Mit meinem 1,77 m und den kurzen Beinen (ich bin ein Sitzriese...) sitze ich sehr bequem und bekomme die Beine anständig auf die Erde. Sogar eine Bekannte mit einer Körpergröße von 1,60 m war hellauf begeistert. Allerdings glaube ich, dass Fahrer von über 1,85 m Knieprobleme bekommen. Sie ist dafür einfach zu niedrig. Ich für meinen Teil sitze mehr in als auf dem Motorrad, was für eine gute Kontrolle des Zweirades sorgt.
Die Fahrt:
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Meine "Ente" (von eNTe Vau) hatte zu Beginn magere 27 PS, obwohl angesichts meines "hohen" Alters von damals dreissig Jahren ein offener Führerschein vorlag. Für den Anfang war das nicht schlecht, denn sie zog gleichmäßig, war extrem gutmütig und fuhr durch Kurven wie auf Schienen. Die Aufstellneigung war nicht sonderlich groß, so dass sie typische Anfängerfehler wie Bremsen in der Kurve überhaupt nicht krumm nimmt. Nun mit 50 PS ist der Anspruch des Motorrades an den Fahrer nur minimal angestiegen, dafür "explodiert" der Motor förmlich bei den richtigen Drehzahlen zwischen 5.000 und 7.500 U/min (bei 8.500 U/min beginnt der rote Bereich). Die Beschleunigung ist einfach genial und meine Frau mit ihrem 73 PS-Reihenvierzylinder hat extreme Probleme, mitzuhalten. Nur bei Geschwindigkeiten jenseits der 140 km/h wird die NTV träge und beschleunigt nur noch langsam. Da ist dann der Moment, wo meine holde Gattin kalt lächelnd vorbeizieht. Nun ja, dafür gehört die Landstraße mir... . Möglich ist aber auch ein ruckelfreies, aber langsames Beschleunigen ab 2.500 U/min. Das reicht, um landstraßen- und cruisingtechnisch die ganze Zeit im fünften Gang zu fahren. Ist nur langweilig..
Zudem ist auch der Sound richtig kernig und kräftig, ohne dass an der Serienanlage Veränderungen vorgenommen werden müssen. VauZwo eben...
Da sich die Leistungssteigerung relativ einfach durch die Ansaugstutzen verändern lässt, werde ich wohl demnächst die vollen 61 PS herauskitzeln. Dann kann man ja noch mal den Bericht erweitern. Damit sollten die 100 km/h in knapp über 5 Sekunden erreicht werden. Allerdings macht sich der Kardan in der Beschleunigung bemerkbar. Er verkneift sich zwar die meisten Lastwechselreaktionen, wirkt aber etwas träge. Die neue Transalp hat den identischen Motor und schafft den Sprint dank Kettenantrieb und anderer Übersetzung laut Herstellerangaben in 4,1 Sekunden. Aber trotzdem kann man, den Überraschungseffekt nutzend, so manches größere Bike versägen.
Zubehörteile:
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Vielen ist das "nackte" Motorrad zu langweilig. Neben den üblichen *beep* gibt es noch die Five Stars-Vollverkleidung (für den vollwertigen Tourer), oder obengenannte Voth-Lenkerverkleidung mit passendem Motorspoiler, die dem Motorrad eine ziemlich sportliche Note verleiht und so manchem den Spruch herauslockt: "Was ist das denn für ein Motorrad????" Denn die ersten "Revere"-Jährgange haben nur ganz klein den Honda-Schriftzug unter dem dominierenden Modellnamen stehen. Von NTV ist dort noch gar nichts zu erkennen und den Hubraum von 647 ccm kann man nur durch suchenden Blick auf dem Motorgehäuse finden.
Vielleicht sollte man noch in Stahlflexleitungen investieren. Die Bremsen danken es mit einem genauen Druckpunkt und guter Dosierbarkeit.
Fazit:
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Das Motorrad ist ein Wölfchen im Schafspelz: Für Anfänger sehr gut geeignet und es macht durch die Motorcharakteristik VauZwo-süchtig (vielleicht bald eine Ducati???). ich werde sie wahrscheinlich überhaupt nicht mehr verkaufen. Aber Zweitmoppeds sind immer drin...
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So, zum Abschluß noch ein bißchen Modellgeschichte (wieder teilweise aus dem oben erwähnten Moppedkaktalog):
1988:
Vorstellung des CX 500- (Güllepumpen-) Nachfolgers NTV 650 Revere.
1989:
Verbesserung der Schwächen des 88er-Jahrgangs wie die Gabel und das Federbein. Überarbeitetes Getriebe, modifizierte Vergaser, stärker gepolsterte Sitzbank
1993:
Honda speckt das Motorrad ab, verzichtet auf die Alustummel zungunsten eines Stahlrohrlenkers, verkauft nun den Hauptständer als Extra und spart ein wenig am Design des *beep*. Dafür wird eine 34 PS-Version eingeführt. Die (mir bis jetzt bekannten) Lackierungen metallic-rot, metallic-blau, metallic-violett und perlmuttweiß verschwinden zugunsten des einfachen schwarz, rot oder grün. Allerdings kenne ich nicht die genauen Farbbezeichnungen von Honda und wahrscheinlich auch nicht alle Farben. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die neuen "einfachen" Lackierungen haben auch etwas für sich. Mein Favorit ist dabei das schwarz.
1997:
die Baureihe wird eingestellt. Nachfolger wird die Honda Deauville mit Vollverkleidung und integrierten Koffern. Der Motor werkelt zudem aber auch in der Honda Transalp weiter.
Im übrigen hat es noch eine "Sport-NTV" -die Hawk- mit Kettenantrieb und etwas runderem Heck gegeben, die über Grauimporteure zu beziehen war. Dieses Motorrad wurde sogar in Sportserien eingesetzt.
Meine "eNTeVau" ist die Beste...
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