- Richtiges Bremsen
- Kurvenfahren <hr>
BREMSEN
In einer Notfallsituation geraten viele Fahrer in Panik und greifen zu stark in die Vorderradbremse. Sehr häufig blockiert dann das Vorderrad und dann bleiben nur noch Sekundenbruchteile, die Bremse zu lösen, um zu vermeiden, dass man im Graben landet.
Zum Nachdenken bleibt keine Zeit – das Lösen der Bremse muss eine automatische Reaktion auf das erste Reifenquietschen sein. Um die richtige Reaktion zu erlernen, müssen Sie sie immer wieder üben, bis Sie es im Schlaf können. Glücklicherweise macht das Üben Spaß.
Und so geht's:
Suchen Sie sich eine ruhige, trockene und gerade Straße ohne zu viele Wölbungen aus. Fahren Sie etwas auf und ab und bremsen Sie mehrmals stark, um die Reifen und Bremsen aufzuwärmen. Fahren Sie dann mit etwa 50 km/h an und betätigen Sie kräftig die Vorderradbremse, um sie sofort wieder loszulassen. Die ersten Male werden Sie den Reifen noch nicht zum Blockieren gebracht haben, vielleicht haben Sie schon ein Reifenquietschen gehört. Da Sie jetzt aber vorbereitet sind, lassen Sie die Bremse immer los, bevor der Reifen wirklich zum Rutschen kommt. Sogar wenn der Reifen zu rutschen beginnt und der Vorbau eintaucht, fährt das Motorrad kontrolliert weiter, sobald Sie die Bremse lösen. Wenn Sie diese Übung fortsetzen, können Sie es sogar schaffen, eine schwarz gepunktete Linie auf die Straße zu schreiben.
Na dann macht man bei diesen Aussentemperaturen schön Trockenübungen.Gegensteuern
Ein Motorrad zu lenken ist einfach – entweder Sie legen sich in die Kurve oder ziehen den Lenker in die richtige Richtung, oder?
Falsch. Wenn Sie bereits in der Kurve sind, hat das Verlagern des Körpergewichts fast keine Wirkung. Wenn Sie es nicht glauben, versuchen Sie, freihändig zu fahren und das Körpergewicht auf die eine oder andere Seite zu verlagern. Sie können damit eine langgestreckte Kurvenfahrt einleiten, aber enge Radien sind nicht möglich, es sei denn, Sie bringen das Motorrad (und damit auch den Lenker) durch sehr rasche Bewegungen aus dem Gleichgewicht. Sie müssen also den Lenker bewegen, aber nicht so, wie Sie vielleicht denken, sondern entgegengesetzt zur gewünschten Fahrtrichtung. Das wird Gegensteuern genannt und so geht's:
Mit Ausnahme von Drag Race Bikes sind die meisten Motorräder zum Kurvenfahren geschaffen. Kurven sind beim Motorradfahren das Ein und Alles, aber nur wenige Fahrer haben wirklich den Dreh raus. Die, die es können, fahren schneller, sicherer und mit mehr Freude als die Unerfahrenen.
- . Annäherung an die Kurve
Wenn Sie kurz vor der Kurve sind, muss das Motorrad ruhig laufen, daher müssen alle Brems- und Schaltvorgänge abgeschlossen sein. Gehen wir nun von einer Rechtskurve aus.- . Der Einlenkpunkt
Ziehen Sie am gewählten Kurveneinlenkpunkt entweder sanft und kurz am linken Lenkergriff oder drücken Sie sanft und kurz am rechten Lenkergriff. Hierdurch wird das Vorderrad kurzzeitig in die falsche Richtung ausgelenkt, so dass das Motorrad in diese Richtung fährt, sich jedoch auf die andere Seite neigt. Würden Sie den Lenker weiter in die "falsche" Richtung halten, wäre ein Sturz unvermeidbar, aber die Kreiselkräfte am Vorderrad und die Lenkgeometrie bewirken, dass sich das Vorderrad in dieselbe Richtung einstellen möchte, in die der Rest des Motorrads zeigt (so wie die Räder eines Einkaufswagens sich auf die Fahrtrichtung einstellen), so dass das Motorrad nun in die entgegengesetzte Richtung "fällt", das heißt, sich jetzt auf die rechte Seite neigt.- . Die Kurve
Gut und schön, aber Sie fallen immer noch nach rechts und wenn Sie jetzt nichts unternehmen, kippen Sie um! Doch jetzt können Sie mit dem Gasgriff alles wieder ins Gleichgewicht bringen. Sobald Sie in der Kurve sind, geben Sie sanft mehr Gas, und Sie werden sofort eine bessere Kontrolle des Vorderreifens und eine Stabilisierung des Motorrads bemerken. Wenn Sie den Kurvenscheitel passiert haben und das Motorrad wieder aufrichten, können Sie noch mehr Gas geben, um noch schneller aus der Kurve auszufahren.- . Das schaffe ich nicht!
Klar schaffen Sie das! Wahrscheinlich fahren Sie bereits unbewusst mit dieser Technik. Wenn Sie es überprüfen möchten, fahren Sie mal mit einem Seitenwagenmotorrad. Da hier keine Schräglage möglich ist, müssen Sie genau in die gewünschte Richtung steuern, wie bei einem Auto. Die meisten Motorradfahrer, die das erste Mal ein Seitenwagenmotorrad fahren, haben große Probleme und fahren in der Kurve geradeaus oder sogar in die falsche Richtung.
Jede Kurve hat ihre eigenen besonderen Nuancen und Feinheiten, aber jede kann in drei Hauptelemente aufgeteilt werden – Anfahrt, Scheitel und Ausfahrt. Wie Sie mit diesen Elementen umgehen, ist wichtig, entscheidend ist aber die Überleitung von einem Element zum nächsten: Sie müssen einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Kurvenelementen erreichen.
<br>Bitte denkt daran, diese Skizze ist für LINKSVERKEHR
- . Anfahrt
Dieses Element kann weiter in Annäherung und Einlenkvorgang aufgeteilt werden. Während der Annäherung wählen Sie eine passende Geschwindigkeit, den richtigen Gang und eine geeignete Anfahrposition aus. Dabei wählen Sie die beste Kurveneinsicht, das heißt, in einer Linkskurve fahren Sie möglichst weit rechts und in einer Rechtskurve möglichst weit links. Auf einer Rennstrecke können Sie die ganze Straßenbreite ausnutzen; auf normalen Straßen müssen Sie Ihre Linie jedoch wegen Gegenverkehr, Schlaglöchern, Randsteinen und Fahrbahnmarkierungen entsprechend anpassen.
Je näher Sie an die Kurve herankommen, umso mehr müssen Sie sich jetzt auf den Einlenkpunkt konzentrieren. Das ist der Punkt, an dem Sie das Motorrad wirklich in die Kurve einlenken und nicht nur dem Straßenverlauf folgen. Bei einer sehr langen oder engen Kurve können Sie bis zu drei Viertel der Kurve bereits durchfahren haben, bevor Sie mit dem Einlenken beginnen.
Um den Einlenkpunkt zu ermitteln, sollten Sie den Kurvenausgang kennen. Dann fahren Sie die kürzestmögliche Linie zum Scheitelpunkt. Auf einer Rennstrecke kennen Sie den Kurvenausgang, weil Sie vorher beliebig viele Runden drehen können, und so können Sie auch bereits vorher den Einlenkpunkt herausarbeiten. Auf der Straße müssen Sie den Kurvenausgang tatsächlich sehen, bevor Sie den Kurvenscheitel bestimmen können; das heißt, Sie fahren relativ weit in die Kurve ein, bevor Sie einlenken.- . Scheitel
Hier ist das Zentrum der Kurve, an dem Ihre Schräglage am stärksten ist, und der Übergang zwischen Ein- und Ausfahrt. Wenn Sie Rennfahrer über den Kurvenscheitel reden hören, geht es darum, ihn Runde um Runde auf den Zentimeter genau zu treffen. Auch auf der Straße ist diese Genauigkeit wichtig, um maximale Geschwindigkeit herauszuholen. Bei einer Linkskurve ist der Scheitelpunkt so weit rechts wie möglich (Sicherheitsabstand!), bei einer Rechtskurve so weit links wie möglich.- . Ausfahrt
In dem Moment, indem Sie in den Kurvenausgang kommen, müssen Sie sich voll darauf konzentrieren, hier möglichst schnell zu fahren. Dabei muss ein Kompromiss zwischen Reifenhaftung und zunehmendem Beschleunigen gefunden werden. Dieser Kompromiss ist für jede Kurve und jedes Motorrad anders. Entscheidend ist jedoch, den Gasgriff sanft aber bestimmt und nicht zu schnell hochzudrehen. Je mehr Schräglage Sie haben, umso weniger Gas dürfen Sie geben, aber sowie sich das Motorrad beginnt, sich aufzurichten, können Sie entsprechend mehr aufdrehen, bis Sie schließlich nahezu mit Vollgas und fast aufrecht aus der Kurve fahren und sich auf die nächste freuen können.
Gruß Uwe