...darf's etwas mehr sein?
Verfasst: Samstag 18. Februar 2006, 04:57
...darf's etwas mehr sein?
>
> Letzte Woche in meiner Lieblingsmetzgerei.
> Hinter mir eine Schlange, vor mir eine Fleischereifachverkäuferin.
>
>
> "Einmal von dem Schwarzwälder Schinken"
> "100 Gramm?"
> "Ja"
> "Darf's etwas mehr sein?"
> "Ja klar"
> "Sonst noch was?"
> "Ja, dann noch 100 Gramm von der Leberwurst"
> "Darf's etwas mehr sein?"
> "Ja gerne"
> "Darf's sonst noch was sein?"
>
> Und dann finde ich die Bestellerei öde. Also denke ich, ich bin mal
> flexibel:
>
> "Ja, bitte noch 113 Gramm Aufschnitt"
> Totenstille in der Metzgerei. Was ist das denn für eine Bestellung?
> 113
> Gramm?
>
> Die Fleischfachkraft starrt mich an, als hätte ich gesagt,
> sie legt beim Wiegen jedes Mal ihre Brüste mit auf die Waage.
>
> Sie versucht es mit dem "ich habe mich verhört"-Trick:
>
> "100 Gramm Aufschnitt, jawoll".
> Aber nicht mit mir!
> "Nein, 113 Gramm"
> "113 Gramm?"
> "So ist es".
>
> 100 Gramm kann sie schätzen, hat sie ja den ganzen Tag.
> Aber 113 Gramm, das ist eine Herausforderung - zumal,
> wenn der Laden voll wie ein Kölner im Karneval ist.
>
> Sie packt den Aufschnitt, legt ihn auf ein Stück Papier und auf die
> Waage.
> Die Digitalanzeige blättert sich auf 118 Gramm. Sie ist schlau.
> "Darf's ein
> bißchen mehr sein?" Ich lächle, um sie in Sicherheit zu wiegen,
> dann sage
> ich: "Nein, genau 113 Gramm, bitte!"
>
> Sie atmet schwer. Hinter mir immer noch Totenstille. Ein Huster. Die
> ganze
> Metzgerei beobachtet wie erstarrt den Showdown zwischen
> Fleischereifachverkäuferwoman und Superasshole.
>
> In Zeitlupe schneidet sie ein Wurststückchen und legt den Aufschnitt
> auf die
> Waage. 114 Gramm. Sie will die Wurst gerade einpacken. "Nein" sage ich
> "Ich
> möchte bitte genau 113 Gramm." Ich drehe mich zu den Wartenden um.
> "Ärztliche Empfehlung" lächle ich.
>
> Es nutzt nichts. Einer ballt die Fäuste.
> Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
> Meine bislang freundliche Bedienung knirscht mit den Zähnen,
> schneidet noch
> ein Stückchen von EINEM Wurstscheibchen ab, lässt erneut die Waage
> entscheiden.
>
> Wie in Zeitlupe erscheinen die Zahlen und bleiben bei genau 113 Gramm
> stehen. Hinter mir atmen die Menschen und auch meine
> Fleischereifachverkäuferin auf. Geschafft. Das A****loch ist
> befriedigt.
>
> Sie will schon die Wurst einpacken, als ich die Hand hebe.
>
> "Entschuldigung" sage ich "jedoch:
> "sie haben das Papier mitgewogen. Das ist sicher noch ein Gramm." "Was
> GLAUBEN Sie, wo Sie hier sind?" faucht sie mich an. "WO ICH BIN, WEIß
> ICH!
> OB ICH PAPIER BEZAHLE, MÖCHTE ICH WISSEN."
>
> Sie knallt das Fleisch nebst Papier wieder auf die Waage und schmeisst
> das
> bei 114 Gramm abgeschnittene Wurststückchen dazu. Voila, wir haben
> 114 Gramm
> inklusive Papier.
>
> "JETZT dürfen Sie einpacken" erkläre ich generös, im Bewusstsein,
> sie
> besiegt zu haben. Die empört murmelnden Stimmen "Vollidiot",
> "Kniebohrer"
> und "Knalldepp" hinter mir ignoriere ich. Ich bekomme mein Fleisch
> gerade so
> nicht direkt ins Gesicht geschmissen, zahle an der Kasse und noch
> währenddessen frage ich die Besiegte
> freundlich:
>
> "Was machen Sie eigentlich mit den abgeschnittenen Halb- und
> Viertel-Scheiben?" "Die werfe ich weg, wieso?" "Och", sage ich
> verbindlich,
> "bevor Sie die wegschmeissen, können Sie sie ja auch mir geben..."
>
> Im Krankenhaus hat man mir später erzählt,
> sie hätten drei Stunden gebraucht,
> um mir die Kalbshaxe aus den Rippen zu operieren...
>
> Letzte Woche in meiner Lieblingsmetzgerei.
> Hinter mir eine Schlange, vor mir eine Fleischereifachverkäuferin.
>
>
> "Einmal von dem Schwarzwälder Schinken"
> "100 Gramm?"
> "Ja"
> "Darf's etwas mehr sein?"
> "Ja klar"
> "Sonst noch was?"
> "Ja, dann noch 100 Gramm von der Leberwurst"
> "Darf's etwas mehr sein?"
> "Ja gerne"
> "Darf's sonst noch was sein?"
>
> Und dann finde ich die Bestellerei öde. Also denke ich, ich bin mal
> flexibel:
>
> "Ja, bitte noch 113 Gramm Aufschnitt"
> Totenstille in der Metzgerei. Was ist das denn für eine Bestellung?
> 113
> Gramm?
>
> Die Fleischfachkraft starrt mich an, als hätte ich gesagt,
> sie legt beim Wiegen jedes Mal ihre Brüste mit auf die Waage.
>
> Sie versucht es mit dem "ich habe mich verhört"-Trick:
>
> "100 Gramm Aufschnitt, jawoll".
> Aber nicht mit mir!
> "Nein, 113 Gramm"
> "113 Gramm?"
> "So ist es".
>
> 100 Gramm kann sie schätzen, hat sie ja den ganzen Tag.
> Aber 113 Gramm, das ist eine Herausforderung - zumal,
> wenn der Laden voll wie ein Kölner im Karneval ist.
>
> Sie packt den Aufschnitt, legt ihn auf ein Stück Papier und auf die
> Waage.
> Die Digitalanzeige blättert sich auf 118 Gramm. Sie ist schlau.
> "Darf's ein
> bißchen mehr sein?" Ich lächle, um sie in Sicherheit zu wiegen,
> dann sage
> ich: "Nein, genau 113 Gramm, bitte!"
>
> Sie atmet schwer. Hinter mir immer noch Totenstille. Ein Huster. Die
> ganze
> Metzgerei beobachtet wie erstarrt den Showdown zwischen
> Fleischereifachverkäuferwoman und Superasshole.
>
> In Zeitlupe schneidet sie ein Wurststückchen und legt den Aufschnitt
> auf die
> Waage. 114 Gramm. Sie will die Wurst gerade einpacken. "Nein" sage ich
> "Ich
> möchte bitte genau 113 Gramm." Ich drehe mich zu den Wartenden um.
> "Ärztliche Empfehlung" lächle ich.
>
> Es nutzt nichts. Einer ballt die Fäuste.
> Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
> Meine bislang freundliche Bedienung knirscht mit den Zähnen,
> schneidet noch
> ein Stückchen von EINEM Wurstscheibchen ab, lässt erneut die Waage
> entscheiden.
>
> Wie in Zeitlupe erscheinen die Zahlen und bleiben bei genau 113 Gramm
> stehen. Hinter mir atmen die Menschen und auch meine
> Fleischereifachverkäuferin auf. Geschafft. Das A****loch ist
> befriedigt.
>
> Sie will schon die Wurst einpacken, als ich die Hand hebe.
>
> "Entschuldigung" sage ich "jedoch:
> "sie haben das Papier mitgewogen. Das ist sicher noch ein Gramm." "Was
> GLAUBEN Sie, wo Sie hier sind?" faucht sie mich an. "WO ICH BIN, WEIß
> ICH!
> OB ICH PAPIER BEZAHLE, MÖCHTE ICH WISSEN."
>
> Sie knallt das Fleisch nebst Papier wieder auf die Waage und schmeisst
> das
> bei 114 Gramm abgeschnittene Wurststückchen dazu. Voila, wir haben
> 114 Gramm
> inklusive Papier.
>
> "JETZT dürfen Sie einpacken" erkläre ich generös, im Bewusstsein,
> sie
> besiegt zu haben. Die empört murmelnden Stimmen "Vollidiot",
> "Kniebohrer"
> und "Knalldepp" hinter mir ignoriere ich. Ich bekomme mein Fleisch
> gerade so
> nicht direkt ins Gesicht geschmissen, zahle an der Kasse und noch
> währenddessen frage ich die Besiegte
> freundlich:
>
> "Was machen Sie eigentlich mit den abgeschnittenen Halb- und
> Viertel-Scheiben?" "Die werfe ich weg, wieso?" "Och", sage ich
> verbindlich,
> "bevor Sie die wegschmeissen, können Sie sie ja auch mir geben..."
>
> Im Krankenhaus hat man mir später erzählt,
> sie hätten drei Stunden gebraucht,
> um mir die Kalbshaxe aus den Rippen zu operieren...